Das verzauberte Tal

Das Valle dei Mòcheni - zwischen Mythos und Wirklichkeit

Robert Musil, Autor von Der Mann ohne Eigenschaften, nannte es das „verzauberte Tal": ein Ort, der an der Grenze zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, zwischen Mythos und Alltag zu existieren scheint. Wenige Kilometer von der Stadt entfernt, bleibt das Valle dei Mòcheni in der Vorstellung weit weg, als ob die Zeit hier stehen geblieben wäre. Inmitten von Wäldern, Bauernhöfen und Stille überleben eine uralte Sprache und eine Kultur, die kostbare und universelle Werte wie Fürsorge, Respekt und zwischenmenschliche Beziehungen hochhält.

Solange seine Sprache existiert, existiert auch die Welt, die diese Sprache benennt. Mit ihrem Verschwinden würde eine ganze Art des Fühlens, des Denkens und des Erlebens der Wirklichkeit verschwinden. In dem Mochenisch bewahrt sich die Erinnerung an das, was den Menschen mit der Landschaft verbindet, wobei das Wort selbst zu seinem Überleben wird.

Das Tal ist ein lebendiges Laboratorium für Minderheiten und Identität: eine kleine Welt, die sich der Homogenisierung widersetzt und alle, die es durchqueren, dazu einlädt, sich in ihren eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Träumen zu spiegeln.

Es ist ein realer und zugleich mythischer Ort, der uns immer wieder verzaubert, weil er uns daran erinnert, dass die größte Entfernung nicht geografischer, sondern innerer Natur ist.