Sprache und Zukunft
Die mòchenische Sprache ist kein Museumsstück. Sie ist eine lebendige Sprache, die in den Schulen gelehrt, für öffentliche Schilder verwendet und auf Sprachfesten erzählt wird. Vor allem aber ist sie eine Sprache, die sich erneuert: Sie nimmt neue Begriffe auf, passt sie an, formt sie nach ihren eigenen Klängen um. So bleibt eine Gemeinschaft lebendig, trotzdem sie sich selbst treu bleibt.
Wer die mòchenische Sprache lernen möchte, kann es durch Kurse, Workshops und Online-Materialien tun, die vom Kulturinstitut Istituto Culturale Mòcheno angeboten werden. Aber der beste Weg bleibt nach wie vor der selbe: mit denen sprechen, die mit dieser Sprache leben, Geschichten anhören, sich vom Rhythmus der Worte anstecken lassen.
Ein Sprichwort zum Lächeln
Wie in jeder bäuerlichen Kultur hat auch das Mòcheno seine ironischen und zugleich weisen Sprichwörter. Zum Beispiel:
- pesser an larn piatt as a lara pfònn (lieber einen leeren Teller als eine leere Pfanne). Neben dem offensichtlichen Bezug zur Küche kann das Sprichwort auch im übertragenen Sinne verstanden werden: Es fordert dazu auf, mit dem, was man besitzt, umsichtig umzugehen. Die Pfanne steht für die Grundlage der Mahlzeit, während der Teller nur das Endergebnis ist.
- de pèrng stea' still, ober de lait trèffen se bider (die Berge stehen still, aber die Menschen treffen sich wieder). Ein Hinweis darauf, dass Menschen trotz Entfernungen oder Schwierigkeiten immer einen Weg finden, miteinander in Kontakt zu bleiben.
- mèss drai vert ont schnai a vòrt aloa' (dreimal messen und einmal schneiden). Besonnenheit vor allem! Bevor man eine endgültige Entscheidung trifft, sollte man sich die Zeit nehmen, zu prüfen, Informationen zu sammeln und die Folgen abzuwägen. „Bereite dich sorgfältig vor und handle dann entschlossen, ohne später Fehler korrigieren zu müssen."
Eine Welt, die weiterredet
Jede Sprache, die ausstirbt, nimmt eine Vision der Welt mit sich. Heute Mòchenisch zu sprechen bedeutet, sich dem Schweigen der Homologation zu widersetzen und eine Vielfalt zu bewahren, die alle bereichert.
Denn hinter jedem Wort verbirgt sich ein Universum, und hinter jeder lebendigen Sprache ein Volk, das sie weitererzählt.