Auf geht‘s in den Gemüsegarten

Der heilige Garten des Bauernhofs: Der Gortn der Mòcheni

 

Der traditionelle Gemüsegarten der Mòcheni ist eine wahre Schatzkammer an Reichtum und Wissen. Dies lässt sich gut am Filzerhof sehen, einem alten Gebäude aus dem 14. Jahrhundert, das Teil des Freilichtmuseums im Valle dei Mòcheni ist.

Die Vielfalt der Pflanzen macht den Garten zu jeder Jahreszeit schön und produktiv.  Seine Zusammensetzung ist nicht nur das Ergebnis bäuerlicher Tradition, sondern orientiert sich auch an der Anordnung mittelalterlicher Gärten in Benediktinerklöstern. Diese folgten klaren Prinzipien und beherbergten neben Gemüse auch einen Kräutergarten mit Heil- und Gewürzkräutern sowie Bereiche für Blumen.

Grenze und Schutz

Der Gortn (Garten auf Deutsch) ist ein kostbares Stück Land, das von einem Holzzaun umgeben ist. Dieser Zaun bildet nicht nur eine physische Grenze, sondern hält auch die Tiere fern, die auf den umliegenden Wiesen frei weiden. Es ist ein heiliger Garten, der von den großen Feldern getrennt ist, auf denen im Rhythmus des Windes Roggen und Gerste reifen. Außerdem ist er von den Flächen getrennt, die Kartoffeln und Kopfkohl vorgesehen sind – Gemüse, das für die harte, kalte Jahreszeit bestimmt ist und zu schmackhaftem Sauerkraut für den Winter verarbeitet wird.

Im Valle dei Mòcheni hat jeder Bauernhof einen wertvollen Garten

Die Seele der Frau

Die Pflege des Gartens ist eine der Aufgaben der Frauen auf dem Bauernhof. Sie ist ein Akt der Liebe, ein stiller Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und entspricht dem Wunsch, das eigene Zuhause „schön zu machen“. Der Garten ist nicht nur ein Ort der Produktion, sondern auch eine Bühne, auf der die Anmut und der Sinn für Ästhetik der Frauen des Hauses Gestalt annehmen.

Oft liegt der Gortn in der Nähe einer Quelle, an der das Wasser unaufhörlich plätschert. Hier blühen in einer idealen Mischung aus Nützlichkeit und Stolz Gemüse, Kräuter, Heilpflanzen und Blumen nebeneinander, die den Tag erhellen.

Pfaumen-, Quitten- und Birnbäume sowie natürlich der einsame Nussbaum ragen majestätisch auf der nahegelegenen Wiese empor, während die Sträucher für eine malerische Gestaltung des Gartens sorgen.

Holunder, Eberesche und Flieder umrahmen mit ihren Düften und Farben den Blick aus den kleinen Fenstern des Hauses und bieten einen Ausblick auf die Ruhe, die dem Atem der Jahreszeiten folgt. Diese Sträucher bewachen den Garten, spenden Schutz und beherbergen oft ein kleines Kruzifix, das mit frischen Blumen geschmückt ist. 

Im Valle dei Mòcheni hat jeder Bauernhof einen wertvollen Garten

Ein wahres Füllhorn

Welche Schätze birgt dieser Garten?  

  • Heilkräuter: Salbei, Rosmarin, Minze und Malve, stille Heilmittel.  

  • Geheimnisvolle Aromen: Wilder Fenchel, dessen Samen sich hervorragend mit Roggenbrot kombinieren lassen, sowie essentielle Aromen wie Knoblauch, Zwiebeln, Karotten, Sellerie und Schnittlauch.  

  • Das tägliche Essen: frische Salate, Mangold, Kürbisse und Zucchini, Bohnen, Erbsen und einmal auch Saubohnen.  

Es ist ein wahres Füllhorn im Miniaturformat, ein Wunder der Fülle.  

Im Valle dei Mòcheni hat jeder Bauernhof einen wertvollen Garten

Die Magie der Blumen

Wahre Schönheit entsteht, wenn sich Blumen zum Tanz vereinen. Sie sind nicht nur Zierde, sondern auch eine Brücke zwischen dem Haus und der Außenwelt. Sie sind eine Zierde für den Tisch, ein frommes Zeichen am Kirchenaltar oder eine Gabe am Grab.  

Rosen, weiße Lilien und Türkenbundlilien, Margeriten, prächtige Gladiolen, Dahlien des Spätsommers, und die langen Stiele der gelben Althea und des blauen Eisenhuts blühen.  

Der Gemüsegarten ist seit jeher der geheime Stolz der Bäuerin; ein Ort, an dem sich die alte Weisheit der Erde mit innerer Schönheit verbindet und an dem zwischen den Bauernhöfen ein stiller Wettstreit der Hingabe gepflegt wird. 

Das Bersntol

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Veröffentlicht am 11/12/2025