Kirchen in den östlichen Dolomiten

Vom Val di Fiemme übers Val di Fassa bis ins Primiero

Heute ist es leicht, den Straßen durch die Wälder und in die Berge zu folgen: Strecken, die man in wenigen Stunden bewältigt, legte man früher nur nach sorgfältiger Vorbereitung und in nahezu blindem Gottvertrauen zurück. Der heilige Christophorus war für den Schutz der Wanderer zuständig und wachte von den Mauern der Kirchen aus über sie: typischerweise dargestellt mit der Figur des Jesuskindes auf seinen Schultern.

Er wird uns auf dieser kleinen Reise ins östliche Trentino begleiten, von den Wäldern bei Tesero bis zum Fuße der Pale di San Martino, wo die Frömmigkeit verflochten ist mit der Geschichte alter Bergleute, die von weit herkamen.

Primiero - Fiera di Primiero - Chiesa Arcipretale Santa Maria Assunta

Chiesa di San Leonardo, Tesero

Unser Pilgerweg führt uns bis zu diesem Kirchlein mitten im Wald, unweit vom Dorf Tesero im Val di Fiemme. Es handelt sich um ein gotisches Bauwerk mit einem schmalen Glockenturm und einem Spitzdach.

Neben dem Portal prangt ein großes Fresko, das den heiligen Christophorus zeigt, dem Schutzpatron von Wanderern und Reisenden. Er bewahrt sie vor den Gefahren der Reise und der mala mors, dem so plötzlichen eintretenden Tod, dass er den Gläubigen keine Gelegenheit lässt, Gnade zu erbitten durch das Sakrament der Beichte.

Im Inneren der Kirche ist ein umfangreicher Gemäldezyklus zu bewundern, der von Künstlern verschiedener Schulen Tirols und der Lombardei geschaffen wurde. Die zwischen dem 15. und dem späten 16. Jahrhundert angefertigten Gemälde stellen bedeutsame Bibelgeschichten und Episoden aus dem Leben der Heiligen dar; vorwiegend aus dem des heiligen Leonhard, dem die Kirche geweiht ist.

Religiöser Tourismus im Trentino: unterwegs zu den Kirchen der östlichen Dolomiten

Chiesa di Santa Giuliana, Vigo di Fassa (San Giovanni di Fassa)

Von den Wäldern des Val di Fiemme führt unsere Pilgerreise ins Val di Fassa, genauer gesagt ins Dorf Vigo am Fuße des Rosengartens. Auch ins Herz der östlichen Dolomiten begleitet uns die Figur des heiligen Christophorus.

Sein Portrait befindet sich an der Wand der das Tal überblickenden Kirche Santa Giuliana: gut sichtbar für alle, die auf diesem Weg vorbeikommen. Allerdings weist das großformatige Werk aus dem 16. Jahrhundert die unerbittlichen Spuren der Zeit auf, denn es ist schon seit hunderten von Jahren den Elementen ausgesetzt.

Zu den erwähnenswerten Werken im Inneren der Kirche gehören die Fresken der Schule von Meister Leonard von Brixen (15. Jh.) und das große vergoldete Holz-Polyptychon, das als Meisterwerk von Georg Artzt aus dem Jahr 1517 gilt. Es wurde 1966 gestohlen und büßte dabei einige Bestandteile ein. So werden heute einige der hölzernen Originalwerke, die Teil des Polyptychon waren, im Diözesanmuseum und im Castello del Buonconsiglio in Trento aufbewahrt, und sind hier durch Kopien ersetzt.

Vom Dorf Vigo aus führt ein schöner Spaziergang zum Gipfel des Hügels, auf dem das Kirchlein steht, vorbei an dem stillen K.u.K. Soldantenfriedhof, auf dem Gefallene des 1. Weltkriegs ruhen.

Val di Fassa - Vigo di Fassa - Chiesa di Santa Giuliana

Chiesa Arcipretale Santa Maria Assunta, Fiera di Primiero

Vom Val di Fassa aus geht es weiter zur nächsten Etappe zum Fuße der Pale di San Martino, um eine Kirche zu besichtigen, die dank ihres hohen, mit Fresken verzierten Glockenturms leicht zu erkennen ist. Eine Kirche, die ihre eigene Geschichte zu erzählen hat.

Die Erzpfarrkirche Santa Maria Assunta in Fiera di Primiero wurde im 16. Jahrhundert von den Bergknappen, hier auch canopi genannt, erbaut. Es waren aus Böhmen oder Tirol stammende Bergleute, die im Mittelalter in die Bergen des Primiero vordrangen, auf der Suche nach Mineralien und insbesondere Silber.

Die Bergbautätigkeit war zwar zermürbend, aber sehr rentabel, so dass die Bergleute den Bau dieser Kirche direkt neben dem als Verwaltungszentrum und Schatzkammer für das geförderte Silber dienenden Palazzo delle Miniere finanzieren konnten.

Dass die Bergleute einen gewissen Wohlstand besaßen, lässt sich bei der Besichtigung des Kircheninneren unschwer erkennen: sie ist reich ausgeschmückt mit wunderschönen, meisterhaft gemalten Fresken und prächtigen Altären im Barockstil, darunter der imposante „Bergmannsaltar“.

Religiöser Tourismus im Trentino: unterwegs zu den Kirchen der östlichen Dolomiten

Setzen Sie Ihre Reise fort

Veröffentlicht am 22/07/2025