Die Erfindungsgabe der Bergbevölkerung

Wasser, Feuer, Luft und Erde: schöpferische Natur

Die Arbeit der Menschen in den Bergen hat sich nie auf die Landwirtschaft beschränkt. Schon in der Vorzeit waren hier Metallgewinnung und Holzbearbeitung von grundlegender Bedeutung, um Werkzeuge und Artefakte herzustellen, auch mithilfe von Maschinen und Techniken, die die Elemente der Natur nutzen. 

Val di Sole: Tätigkeiten und Techniken in den Bergen, die auf Naturelementen basieren

Landwirtschaft und mehr

Wir betrachten die Bergwelt meist als Inbegriff der Naturlandschaft, und vergessen dabei, dass die Wälder, so wie wir sie heute sehen, auch das Ergebnis menschlicher Eingriffe sind, und dass die Felsen und die wildwachsende Vegetation tausende Jahre lang Teil der Lebensgrundlage und Arbeitsumfeld waren.  

Das Innere der Berge war von wertvollen Erzen und Minen durchzogen, die Wälder waren das Reich von sachkundigen Leuten, die spezielle, fast magische Fachkenntnisse anwendeten: Köhler, Schmiede, die mit Wasserhämmern arbeiteten, Sammler von Lärchenharz, aus dem Terpentin hergestellt wurde. Also, Chemie, bevor es Chemie war: aus Wasser und Feuer, Metallen und Pflanzen. 
Kenntnisse und Fähigkeiten, die für viele geheimnisvoll blieben und auf Erfahrung beruhten – was deutlich macht, wie die Arbeit und das Handwerk, die primitive Industrie, ganz mit der Erde verbunden war. Man glaubte zum Beispiel, auch Mineralien seien Früchte der Erde mit ihrem eigenen Wachstumszyklus. 

All diese Aspekte der Bergwelt werden veranschaulicht an verschiedenen Orte des Ökomuseums Ecomuseum des Val Meledrio, wo noch verschiedene Einrichtungen zu besichtigen sind, wie ein Kalkofen (Calchera) zum Brennen von Kalkstein als Baumaterial, ein Wasserhammer (einer von 28, die es früher in der Gegend gab), und eine Werkstatt aus dem 16. Jh., in der Werkzeuge aus Eisen hergestellt wurden. 

Auf dem Terpentin-Pfad kann man in die Fußstapfen der Harzsammler treten.  

Val di Sole: Tätigkeiten und Techniken in den Bergen, die auf Naturelementen basieren

Die Erzminen

Eine andere traditionelle lokale Tätigkeit, die nichts mit der Landwirtschaft zu tun hat, findet sich im Val di Pejo, in Comasine, wo seit dem 15. Jahrhundert der Magnetit-Bergbau zur Eisengewinnung florierte. Die Minen blieben bis in die 1960er Jahre in Betrieb. 

Ein kurioser Aspekt: im Zusammenhang mit dem Austausch von Kenntnissen über den Abbau und die Verarbeitung von Erzen wanderten Arbeiter aus der Lombardei zu, und so ist der lokale Dialekt von Ossana und des Val di Pejo noch heute von lombardischen Einflüssen gefärbt, und unterscheidet sich damit vom mit dem Ladinischen verwandten Dialekt des Val di Sole (Solandro). 

Die Minen sind derzeit nicht zu besichtigen, aber bald wird der Palazzo Migazzi in Cogolo di Pejo eröffnet, wo Besuchende mehr über die Geschichte des Bergbaus in diesem Tal erfahren können. 

 

Val di Sole: Tätigkeiten und Techniken in den Bergen, die auf Naturelementen basieren

Die Kraft des Wassers

Die Täler Val di Sole, Val di Rabbi und Val di Pejo sind reich an Wasserläufen und wilden Bergbächen, die nicht nur zur Bewässerung der Felder verwendet wurden, sondern auch als Grundlage für die Entwicklung von Urformen gewisser Industriezweige dienten.  

Die Wasserkraft wurde zum Antrieb von Schmieden genutzt, in denen man das Eisen bearbeitete und formte. Einen Einblick in diese Tätigkeit gewinnt man bei einem Besuch der alten Schmiede Fucina Marinelli, die mit ihren Wassermühlen zudem ein idyllischer Ort ist. 

Die Wasserkraft wird dann von grundlegender Bedeutung auch für die Stromerzeugung, die in den Tälern des Trentino in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine nahezu epische Entwicklung nimmt. In Cogolo di Pejo kann man das Wasserkraftwerk besichtigen, das noch heute in Betrieb ist und aufgrund seines vortrefflichen Baustils als das schönste Italiens gilt - eine kleine Attraktion, die man nicht versäumen sollte, wenn man mehr über das Leben in diesem Alpental erfahren möchte. 

Val di Sole: Tätigkeiten und Techniken in den Bergen, die auf Naturelementen basieren

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Die Wärme des Steins

Das Kalkgestein lieferte Kalk als Baumaterial, aber ab dem 16. Jahrhundert gewann auch die Herstellung von Ofenkacheln aus Ton (Olle) in den Brennöfen erheblich an Bedeutung.  
In diesen Bergtälern war es unerlässlich, die Wohnräume effizient beheizen zu können. Die Häuser wurden so gebaut, dass sie möglichst die Wärme hielten: es wurde viel Holz verwendet, auch um die Wände der Stuben zu verkleiden, die Fenster klein und die Decken niedrig gehalten. Ein großer Kachelofen durfte natürlich nicht fehlen.

 

Val di Sole - Peio - Casa Grazioli - Casa de la b?ga

Außen mit Kacheln verkleidet und innen mit Schamottsteinen und feuerfesten Ziegeln ausgekleidet, halten sie die Wärme sehr lange und verbrauchen weniger Holz als ein offener Kamin. Ein typisches Haus, das all diese Merkmale in sich vereint, ist die Casa de la Béga aus dem 19. Jahrhundert, zu besichtigen in Strombiano di Pejo.

Veröffentlicht am 10/04/2025