Ehre den Besiegten
Letzteres geschah in der berühmten Schlacht von Calliano (1487), einem herausragenden Ereignis in der Geschichte der Burg.
Die Armee der Republik Venedig unter der Führung des Feldherrn Roberto Sanseverino d'Aragona hatte zunächst die Stadt Rovereto erobert, und marschierte nun gegen Norden, um auch Trento einzunehmen. Die einzigen Bollwerke, die als Hindernisse im Weg standen, waren Castel Pietra und Castel Beseno.
Sanseverino ließ seine Männer eine Pontonbrücke aus Booten über die Etsch bauen, um den Fluss zu überqueren und Castel Beseno mit seinem großen, gut gerüsteten Heer anzugreifen und zu belagern. Von der Burg wurde sofort ein Signal abgesandt, um den Kommandanten der in Trento stationierten Tiroler Truppen zu informieren und um Hilfe zu bitten.
Die Tiroler waren den Venezianern zwar zahlenmäßig unterlegen, aber dafür mit Feuerwaffen ausgestattet, was damals eine gewaltige Neuheit war. Als sie sich dem Schlachtfeld näherten, lösten der Lärm und Qualm der Schüsse und das Feuer der Arkebusen Panik in der venezianischen Armee aus, die sich eiligst davonmachte.
Viele flohen über die Brücke aus Booten, bis diese nicht mehr standhielt. Hunderte von Soldaten ertranken. Mit einer Handvoll Getreuer blieb Feldherr Roberto Sanseverino d'Aragona am Ufer zurück und kämpfte bis zum Tod.
Die Trentiner ehrten seine Tapferkeit und bestatteten ihn im Dom von Trento. Der für ihn errichtete, große Gedenkstein zeigt den Feldherrn mit unverhülltem Gesicht und der gesenkten Flagge der Republik Venedig. Der Grabstein ist aus rotem Trentiner Marmor gefertigt, einem wertvollen Material, das den Denkmälern berühmter Persönlichkeiten vorbehalten war.
Bei einem Besuch auf Castel Beseno kann man noch heute den der Schlacht von Calliano und diesem Befehlshaber gewidmeten Saal besichtigen. Er erinnert an die Stärke dieser uneinnehmbaren Burg, die nicht einmal der tapferste Befehlshaber erobern konnte.