Der Traum des Ingenieurs Caproni zum Anfassen

Im Luftfahrtmuseum Museo dell’Aeronautica Gianni Caproni in Trento

„Beim Design zählt der gute Geschmack. Guter Geschmack ist ein Vorläufer den Epochen, und zieht die Technik nach sich“, sagt der Trentiner Ingenieur Caproni im denkwürdigen Zeichentrickfilm „Wie der Wind sich hebt“ des japanischen Regisseurs Miyazaki. Und diese Aussage wird zum Leitmotiv der Flugzeugausstellung im Luftfahrtmuseum Gianni Caproni in Trento. Eine Ästhetik, die die Jahrhunderte durchläuft und diese Flugzeuge zu Kunstwerken mit Flügeln macht.

Die Anfänge des Fliegens

 

 

Die Anfänge des Fliegens

Beim Besuch des Caproni-Museums in Trento „durchfliegt“ man verschiedene Zeitabschnitte vom frühen 20. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre, auf den Spuren eines Genies. Visionärer Ingenieur, versierter Handwerker, mutiger Unternehmer, Kunst- und Kulturliebhaber: Caproni war all das, und hat sich einen Namen gemacht als Mitgründer (zusammen mit seinem Bruder Federico) eines Luftfahrtunternehmens, das die Geschichte des Fliegens geprägt hat.

Der Museumsrundgang beginnt mit einem der frühesten Modelle, der 1910/1911 gebauten Caproni Ca.6. Damals war die Luftfahrt eine Gratwanderung zwischen Technik und Handwerk, denn die aus Holz und Segeltuch gefertigten Flugzeuge drohten bei einem Regenschutt vom Himmel zu fallen.  Aber dann erfand Giannis Capronis Bruder Federico, angeregt von einem Rezept aus einem alten Lexikon, eine abdichtende Mischung, die auf die Flugzeugsegel aufgetragen wurde.

Auch bei der Auswahl des Holzes war Sorgfalt angebracht: das sogenannte „Flugzeugholz“ durfte weder Mängel noch Insektenschäden aufweisen, die es brüchig machen konnten. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, denn schließlich kann ein Flugzeug bei der Landung hart aufsetzen oder hüpfen. Caproni verwendete für seine Flugzeuge das für seine hohe Biegsamkeit bekannte Holz des Zürgelbaums, der in der Umgebung von Arco häufig anzutreffen ist.

Luftfahrtmuseum Museo dell’Aeronautica Gianni Caproni: das gibt es zu machen und zu sehen

Vom Flug über Wien zum „Gobbo maledetto“ 

 

 

Vom Flug über Wien zum „Gobbo maledetto“ 

Im Luftfahrtmuseum Gianni Caproni in Trento sind mehr als zehn Flugzeuge ausgestellt, darunter einige von unschätzbarem Wert. Eines davon ist die Ansaldo S.V.A. 5, ein Doppeldecker, der in die Geschichte eingegangen ist.

Die im Museum zu sehende Maschine gehörte zu der Staffel aus acht Flugzeugen, die am 9. August 1918 zu einem „Wahnsinnsflug“ über Wien starten – an dem auch der Dichter Gabriele D’Annunzio teilnahm – und Tausende von Trikolore-Flugzetteln über der Stadt abwarfen, um die Österreicher zur Kapitulation aufzurufen.

Die buchstäblich größte Attraktion ist jedoch die Savoia Marchetti S.79 mit ihren beeindruckenden Maßen. Dieser dreimotorige Flugzeugtyp wurde während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) eingesetzt. Der Spitzname „gobbo maledetto“ (etwa „verfluchter Bucklige“) rührt von einer Art Höcker hinter der Pilotenkabine her: hier war ein Maschinengewehr untergebracht, das beim Feind für einen schlimmen Überraschungseffekt sorgen konnte.

Heute gibt es nur noch wenige Exemplare von diesem Typ; das hier ausgestellte Flugzeug wurde später von der libanesischen Luftwaffe zur Beförderung von Passagieren eingesetzt, und daher prangt noch immer ein Zedernbaum, das Symbol des Libanon, auf seinem Heck.

Luftfahrtmuseum Museo dell’Aeronautica Gianni Caproni: das gibt es zu machen und zu sehen

Capronis Traum

 

 

Capronis Traum

Caproni's dream, however, was not to build military aircraft. Some of his planes were actually designed to take the wounded away from the front line to be rescued. His vision was to make aircraft a means of transport for civilians: flying ships, capable of crossing oceans.

This led, in the 1920s, to the birth of the Caproni Ca.60 Transaereo, an immense seaplane capable of carrying up to one hundred people. A dream that remained a dream. During its test flight in February 1921, the flying colossus, due to a series of unfortunate coincidences, crashed into Lake Maggiore. Only the pilot was on board, and he escaped unhurt, but Caproni's dream never saw the light again.

Bringing it back to life, but only on the big screen, was Japanese director Miyazaki who, in his film 'The Wind Rises', shows a Caproni Ca.60 full of passengers, flying through the clouds.

Today at the Caproni Museum in Trento you can admire a scale model of this plane.

Luftfahrtmuseum Museo dell’Aeronautica Gianni Caproni: das gibt es zu machen und zu sehen

Ein Museum mit vielen Attraktionen

 

 

Ein Museum mit vielen Attraktionen

Das Luftfahrtmuseum Caproni ist ein lebendiges Museum mit zahlreichen Besucherattraktionen und- Initiativen. Besonders für Kinder im Alter von 9-14 Jahren werden lehrreiche Workshops und Schatzsuchen angeboten.

Bei einer spannenden Schatzsuche unter dem Motto „Costruisci il tuo aereo” (Baue dein Flugzeug) müssen die Teilnehmenden Rätsel lösen und erhalten dafür je ein Flugzeugteil. Wenn man alle Teile beisammenhat, kann man sie an einem Basteltisch zusammenkleben und das so entstandene Flugzeug bemalen.

Für die Älteren gibt es Wechselausstellungen (siehe Link News Museen), Begegnungen und Initiativen wie z.B. „Sotto le ali della storia“, bei der mit dem Museum im Zusammenhang zu bringende Personen im Mittelpunkt stehen, von den Künstlern der Caproni-Kunstsammlung bis zu historisch bedeutsamen Piloten aus dem Trentino. Den Veranstaltungskalender kann man auf der Facebook-Seite der Stiftung Fondazione Museo storico del Trentino verfolgen (Link).

Außerdem ist das Museum an weiteren Veranstaltungen beteiligt, wie Festivolare , dem Luft-Festival des Trentino, und Palazzi Aperti, dem Tag der offenen Tür der Trentiner Stadthäuser. Zu diesem Anlass öffnet das Caproni-Museum den daneben befindlichen Hangar, in dem Flugzeugmodelle aufbewahrt werden, die üblicherweise nicht zu den Ausstellungstücke gehören.

Weitere Tätigkeiten sind die Kooperation und der Austausch mit Universitäten und Forschungszentren, und das Museum würdigt jene, die das Museum durch die Schenkung historischer Stücke bereichern und fördern.

Festivolare | © Silvano Zampieri

Apps und Flugsimulatoren

 

 

Apps und Flugsimulatoren

Das Museo Caproni bietet eine interessante Mischung aus alten Flugzeugen und Innovation, so dass sich der Besuch angenehm und spannend gestaltet. Am Samstagnachmittag zum Beispiel kann man die Flugsimulatoren ausprobieren, die auch Laien ein realistisches Erlebnis bieten. Zwei davon simulieren SPADs (Flugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg), ein dritter eine Cessna (Leichtflugzeug).

Noch in Vorbereitung sind die Audioguides (zu nutzen mit der MobyCult-App), die Besuchenden die Möglichkeit geben, das Museum eigenständig zu entdecken. Es wird eine Version für Erwachsene und eine für Kinder geben.

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Ingenieur und Kunstliebhaber

 

 

Ingenieur und Kunstliebhaber

Wenn guter Geschmack der Zeit vorauseilt, dann ist ein visionärer Ingenieur sicherlich der Schönheit und Kunst sehr zugeneigt. Das traf auch für Gianni Caproni zu, der zusammen mit seiner Frau Timina ihr Zuhause in der Lombardei zu einem Treffpunkt für Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle machte.

Das Ehepaar kaufte Kunstwerke von bedeutenden Künstlern der damaligen Zeit, von Sironi, Depero, Alfredo Gauro Ambrosi oder Benedetta Cappa Marinetti, der Frau des Vaters der Futurismus-Bewegung.

Besonders erwähnenswert ist Aereo nella notte (Flugzeug in der Nacht), ein Gemälde des Trentiner Künstlers Luigi Bonazza. Es zeigt den Caproni-Bomber Ca. 3 im Flug über Busa di Arco, dem Heimatort Capronis. Das Werk spricht von seiner Erfindungsgabe und seiner Liebe zu seiner Heimat, dem Trentino, mit dem er immer verbunden blieb.

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Mit dem Fahrrad zum Museum

 

 

Mit dem Fahrrad zum Museum

Das Museo dell’Aereonautica liegt ca. 15 Autominuten vom Stadtzentrum von Trento entfernt, aber die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist etwas umständlich.

Sehr empfehlenswert ist die Anfahrt mit dem Fahrrad, auf der lilafarbenen oder grünen Linie der Trento Bicipolitana, einem verzweigten Netz aus Fahrradwegen, dass sich wie ein U-Bahn-Netz gestaltet – nur folgt man in diesem Fall den farbigen Pfeilen auf den Radwegen.

Die Tour zum Museo Caproni führt vom Museum MUSE in Trento aus am Ufer der Etsch entlang. Unterwegs kann man an der Fahrradraststätte Bicigrill eine kleine Rast einlegen, sich mit einem Apfelsaft erfrischen, bevor man weiterfährt zum Museum.

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Veröffentlicht am 25/08/2025