Überlebensstrategien in den Bergen 

Zu Besuch im METS, dem Volkskundemuseum des Trentino in San Michele all'Adige

„Das METS ist ein ethnografisches Museum, das vom täglichen Leben und der Arbeit der in unserer Region beheimateten Menschen erzählt, sollte aber nicht als „nostalgisches“ Museum angesehen werden. Es ist ein Museum für Volkstechnik und -technologie. Ca. 80.000 Ausstellungsstücke erzählen vom Erfindungsgeist der Alpenbevölkerung, und zeigen, was sie fertigbrachten, um in einem ressourcenarmen Gebiet zu überleben.“ 

So Armando Tomasi, der Direktor des Museo Etnografico Trentino in San Michele all'Adige (METS). In einem alten Kloster unweit von Trento findet man aussagekräftige Gegenstände –die Geschichten erzählen. 

Die Geschichte einer Herausforderung

 

 

Die Geschichte einer Herausforderung 

In den Bergen überleben und Wurzeln schlagen.  Ein schwieriger Lebensraum, wo es immer nur bergauf oder bergab geht, und es wenige Ressourcen gibt. Nur Holz und Wasser: zwei lebenswichtige Elemente, mit denen sorgsam umzugehen ist. 

Diese Ausgangssituation hat dazu beigetragen, dass sich die Bevölkerung des Trentino im Laufe der Jahrhunderte in selbstbestimmten Gemeinschaften organisiert und sich Rechtsinstrumente zugelegt hat, um alle Aspekte des täglichen Lebens zu regeln. Es wurden Regeln geschaffen, um das Gleichgewicht zwischen der Umwelt, den verfügbaren Ressourcen und ihrer Nutzung zu erhalten.  

Ein hochaktuelles Thema. Deshalb gibt es im METS viel über die Zukunft zu lernen. 

Das kann man im METS in San Michele all'Adige sehen und tun

0-km Gegenstände aus Eigenfertigung

 

 

„0-km“-Gegenstände  

Das METS beherbergt über 8000 Ausstellungsstücke, die sein Anreger, der Volkskundler Giuseppe Šebesta, in unermüdlicher Arbeit zusammengetragen hat. Er hat nahezu epische Heldentaten zur Bewahrung von alten Kenntnissen und Erinnerungen vollbracht. Ein Paradebeispiel ist die Mühle, die er Stück für Stück abbaute, um dann alles mit einem geliehenen Traktor zum Museum zu transportieren und geduldig wieder zusammenzubauen. Sie ist bis heute eines der Glanzstücke des Museums.  

Von einer imposanten Mühle bis zu einer nur ein paar Zentimeter messenden Sicherheitsnadel – im METS findet man kleine und große Gegenstände und Werkzeuge des Alltagslebens. Alles Eigenfertigungen ohne lange Anfahrtswege

Das heißt, für diese Gegenstände wurden Rohstoffe verwendet, die aus der Umgebung stammten. Vor allem Holz und Eisen, verarbeitet mithilfe der einzigen Antriebskraft, die jahrhundertelang und bis in die 1960er Jahre verfügbar war: der Wasserkraft.  

Das kann man im METS in San Michele all'Adige sehen und tun

das gibt es im METS zu sehen

 

 

Gegenstände, die Geschichten erzählen 

Alles, was es im METS zu sehen gibt, hat eine Geschichte zu erzählen. Einige Gegenstände sind Besonderheiten, wie z.B. Beispiel der „Cota“-Halter. Es handelt sich um Futterale aus Holz oder Horn (manche einfach, manche reich verziert), in denen der cota genannte Schleifstein zum Schärfen der Sensen aufbewahrt wurde. 

Andere sind wirklich kurios. Ein Beispiel ist die Bienenbeute zur Bärenabschreckung, ein wirklich einzigartiges Objekt. Zwei ausgehöhlte Holzstatuen dienten dazu, die Bienenstöcke so unterzubringen, dass sie vor Bären oder anderen wilden Tieren geschützt waren. Die menschenähnlich gestalteten Statuen wurden zu einem Klangraum, in dem das Summen der Bienen so dumpf klang, dass es Raubtiere abschrecken sollte. Es gibt nur sehr wenige davon, denn eigentlich wurden die Statuen am Ende der Saison aufgebrochen, um den Honig herauszuholen. 

Das kann man im METS in San Michele all'Adige sehen und tun

Drei Highlights sollte man bei einem Besuch der METS keinesfalls versäumen. 

Das erste ist der Raum der Landwirtschaft, der die grundlegende Lebensweise im Trentino erzählt – in einer Landschaft, in dem sich alles am Hang abspielt und den Bergen jeder Zentimeter abgewonnen werden muss. Hier gibt es eine Sammlung von Pflügen zu sehen, einfache Werkzeuge, die aber eine fundamentale Rolle in der Geschichte der Menschheit spielten. 

Dann gibt es die wirklich interessanten wasserangetriebenen Anlagen. Die Mühle, das Sägewerk, der Hammer und das Schöpfrad.  So etwas bekommt man selten im Museum zu sehen, allein schon wegen der Maße. Es handelt sich um ein im Alpenraum, aber auch in Kleinasien oder Südamerika verbreitetes Werkzeug. Und um ein typisches Beispiel für Volkstechnik, das beweist, wie die Menschen in allen Breitengraden ähnliche Lösungen für das gleiche Problem gefunden haben.  

Das dritte ist die Rekonstruktion eines Schlafraums und einer Stüa (Stube) in einem typischen Bauernhaus. Der Schlafraum war unerlässlich, um nach körperlicher Anstrengung die verdiente Ruhe zu finden, während die Stüa dem geselligen Zusammensein gewidmet war, auch weil hier die Hauptwärmequelle des Hauses war.  

Deswegen erzählt auch dieser Raum eine Geschichte: sie handelt vom schwierigen Verhältnis mit der Kälte, den kurzen Tagen und unsicheren Arbeitsmöglichkeiten. Und sie spielt in früheren Zeiten, in denen man täglich im Gottvertrauen in den Wald ging, um Brennholz zu sammeln.  

 

Das kann man im METS in San Michele all'Adige sehen und tun

das gibt es im METS zu tun  

 

 

Geschichten zum (Mit)Teilen: das gibt es im METS zu tun  

Das METS erzählt Geschichte(n) anhand seiner Ausstellungsstücke, und wird zu einem wirklich lebendigen Museum dank der zahlreichen Initiativen, die auch das Publikum einbeziehen.  

In erster Linie sind hier lehrreiche Museumsrundgänge zu nennen. Sie gibt es in ca. 50 Varianten, die sich an verschiedene Altersgruppen richten, von Erstklässlern bis zu Schüler*innen der Oberschulen. Sie werden ständig aktualisiert und verbessert, meistens unter Einbeziehung der Wechselausstellungen des Museums. 

Die Ausstellungen sind in der Tat eine weitere Bereicherung des Museums. Sie werden in verschiedenen Räumen untergebracht, so dass die ausgestellten Stücke mit der ständigen Sammlung des Museums in Dialog treten und besondere Wechselwirkungen schaffen. 

Bis zum 31. Mai 2025 zeigt das Museum die Ausstellung „Selvatico sarai tu“. Ausgehend von der mythologischen Figur des wilden Menschen, befasst sich die Ausstellung mit der Beziehung zwischen der naturbelassenen Wildheit und der domestizierten Welt. 

Zu den beliebtesten Initiativen gehören die Workshops und Lehrveranstaltungen für Erwachsene, die Theorie und manuelles Arbeiten miteinander verbinden. Dau gehören z.B. Kräuter-Seminare mit Workshops, in denen die Teilnehmenden selbst Zutaten und Wirkstoffe mischen und daraus Salben herstellen können.  

Andere Veranstaltungen sind der Volksmusik des Trentino gewidmet („Discanto“), oder seinen Volkstänzen (timBallo). Solche Initiativen bringen das riesige immaterielle Erbe des Museums zur Geltung und finden großen Anklang bei einem breiten Publikum. 

Das kann man im METS in San Michele all'Adige sehen und tun

Dioramen und Audioguides  

 

 

Dioramen und Audioguides  

Neben lehrreichen Themenrundgängen, Ausstellungen und Workshops setzt das METS verschiedene interaktive Hilfsmittel ein, um dem Publikum seine Bestände näherzubringen. 

Z.B. sollen im Laufe des Jahres 2025 mithilfe des Smartphones zu nutzende Audioguides einsatzbereit sein, um Besuchenden die Möglichkeit geben, sich von zu Hause aus online einen individuellen Museumsgang zusammenzustellen. 

So kann man sich gut auf den Besuch im METS vorbereiten, und mit Hilfe der Audioguides das eigene Museumserlebnis selbständig gestalten. 

Derartige Innovationen ergänzen klassische Darstellungsmittel wie z. B. Dioramen, die die Funktionsweise landwirtschaftlicher Geräte und Anlagen wie Mühlen und Sägewerke veranschaulichen, oder Rekonstruktionen von Szenen aus früheren Zeiten.  

 

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Veröffentlicht am 25/08/2025