Besondere Kennzeichen? Leidenschaft für Bier

Kleine Führung durch die Trentiner Brauszene

“Cerevisia malorum divina medicina”  - Paracelso.

Bier, in seiner lateinischen Bezeichnung schon als „wahrhaft göttliche Medizin“ gepriesen, ist in der Tat ein Getränk mit einer jahrtausendealten Geschichte, hat aber seit einiger Zeit ein junges, trendiges Nischenphänomen hervorgebracht, das auch in unseren Bergen Fuß gefasst hat - getreu einer bäuerlichen Tradition, nach der der Braumeister häufig die Rolle des Familienoberhaupts, des Biererzeugers und des Wirts zugleich bekleidete.

Eine ganze Reihe von Geschichten, die von wiederentdeckten traditionellen Brauverfahren und der Sorgfalt bei der Auswahl der Rohstoffe handeln, erzählt von der Kunst des Bierbrauens und vom individuellen Charakter der Biere, in denen die einzelnen Brauer ihre Persönlichkeit und ihren Geschmack einfließen lassen, mit einer immer raffinierteren Mischung aus Energie, Leidenschaft und Tradition. Bier hat sich ein modernes Image als jugendliches, vielseitiges und nie banales Getränk zugelegt, das auf Innovation setzt und mit seinen Aromen und unendlichen Geschmacksnuancen sogar Ausdruck seiner Herkunftsregion sein kann.

#1

Ein Bier mit Kaffee?

Lupinus ist ein obergäriges Bier, dem die Altreier Lupinen ein besonderes Aroma verleihen. Diese autochthone Hülsenfrucht wurde früher als Kaffeeersatz verwendet, und daran anlehnend ist dieses Bier entstanden, eine Kreation von Stefano Gilmozzi, dem Braumeister und Gründer der Brauerei Birra di Fiemme: da das Altreier Kaffeesurrogat ziemlich bitter ist, wurde es meist mit Malzkaffee vermischt, und so kam man auf die Idee, die Lupinen auch anstelle von Hopfen zu verwenden.

#2

„Asso di Coppe”, Sauerbiere aus der Boutique del la Bot

Lipa Porca, Single Bot, Impombera sind die kuriosen Namen einiger Biere des Brauprojekts „Asso di Coppe“, das von den Gründern der Handwerksbrauerei Bionoc im Valle di Primiero (Fabio, genannt Bio, und Nicola, genannt 'Noc) ins Leben gerufen wurde, und zwar in Zusammenarbeit mit ihrem Freund Nicola Coppe, einem Hobbybrauer mit Sinn und Leidenschaft für ungewöhnliche Gärverfahren. Diese Biere werden nicht pasteurisiert, um ihre Aromatik zu erhalten, nicht gefiltert, um ihnen den Körper nicht zu entziehen, und in der Flasche nachgegoren, um eine optimale Haltbarkeit zu gewährleisten. Sie werden dann einer Reifung in Barriquefässern unterzogen, in denen frische Früchte (Himbeeren, Aprikosen, Kirschen) zugesetzt werden.

#3

Nerobrigante, die Legende eines miserablen Gauners

In der Hügellandschaft entlang des Wildbachs Avisio  liegt der Berghof Maso Nero. Der Legende nach wohnten in seinem ältesten Keller skurrile Gestalten, die den Durchreisenden auflauerten. Einer von diesen Wegedieben, ein harmloser Tölpel, stellt nun sein Ansehen wieder her, indem er sich gekonnt mit Hopfen, Malz und Hefe beschäftigt. Nerobrigante heißt die Brauerei von Rudy Zeni, der als Sohn einer Winzerfamilie mit önologischem Wissen „vorbelastet“ ist und dieses in seine Braukunst einfließen lässt: so erzielt er mit der geschickten Einimpfung von ausgeklügelten Hefemischungen das richtige Aroma für das bernsteinfarbene Fra' Diavolo, und benutzt für das Weizenbier Zio Ulrich die Flaschengärung auf der Hefe, ein der klassischen Methode der Sektherstellung entlehntes Verfahren.

#4

Garba, Werra und Fara: die Biere der Arimanni

Im Mittelalter stand der Begriff Harimannus für den freien Mann, dem so viel an seinem Land gelegen war, dass er sich zum Gehorsam gegenüber dem Herrn, der es ihm überließ, verpflichtete. Der Harimannus pflegt mit Liebe und Achtung das ihn nährende Land, das diese Wertschätzung in Form hochwertiger Ernten und Erzeugnisse erwidert. Die Verbundenheit mit dem Land ist auch heute noch die erste Zutat, bei der das Birrificio degli Arimanni keine Kompromisse kennt, und die seinen drei handwerklich gebrauten, ungefilterten und nicht pasteurisierten Bieren namens Garba, Werra und Fara Charakter verleiht.

#5

Reines Quellwasser und Beeren für ein „Anti-Aging“-Bier

Goji ist ein bernsteinfarbenes Bier des Birrificio Artigianale Pejo, gebraut mit dem berühmten Quellwasser des Orts, das sich durch einen niedrigen Härtegrad und einen geringen Gehalt an Kalzium, Sulfaten und Chlorid auszeichnet. Zugesetzt werden – wie der Name schon verrät –frische Gojibeeren aus biologischem Anbau in den Bergen des Val di Pejo, im Herzen des Nationalparks Stilfserjoch. Hopfen und Malz hochwertiger Qualität und die Nachgärung in der Flasche verleihen dem Bier Körper und Geschmack, und es präsentiert sich mit fruchtigen Noten in der Nase, leicht und erfrischend im Mund, und am Gaumen mit dem charakteristischen, leicht bitteren Nachgeschmack, den ihm die als natürliche Antioxidantien bekannten Goji-Beeren verleihen.

#6

Am Kilometer 8 der Landstraße 73 des Val di Non

Km8 heißt diese kleine, junge Brauerei, die obergärige, ungefilterte und nicht pasteurisierte Biere in Flaschengärung erzeugt, unter Verwendung von hochwertigen Zutaten aus den Bergen des Trentino. Sie werden aus im Tal angebautem Hopfen gebraut, und auch der Traubenmost, der einer speziellen Linie von herbstlichen Saisonbieren zugesetzt wird, stammt aus der Region. Bei den Italian Grape Ales (IGA) leiten die von Natur aus auf den Traubenschalen vorhandenen Hefen die Gärung spontan ein, aber durch Zugabe von Most (Groppello aus Revò und Müller-Thurgau aus dem Valle di Cembra) wird ein interessantes Zusammenspiel erzeugt, bei dem sich sowohl für Biere als auch für Weine ungewöhnliche Stile und Aromen gegenseitig unterstreichen.

#7

Die fantastischen Fünf von BirraFon

Sie sind wirkliche Bierkenner. Sie trinken und lieben Bier, lernen darüber, experimentieren damit zu Hause – und wenn alles soweit ist, bringen sie es auf den Markt. Und gewinnen damit! Und da sie buchstäblich Geschmack auch am Erfolg gefunden haben, bauen sie jetzt sogar selbst Hopfen an. Wo? In Fondo, im Val di Non. Aber wer eigentlich? Alberto, Alessandro, Daniele, Giordano und Marco haben die Idee zu ihrer Brauerei seit 2016 entwickelt und 2018 ein passendes Zuhause gefunden. Ihre Biere passen zu allem, aber jedes hat seinen Charakter ... Da ist das Rio Saaz, benannt nach einer Schlucht des Tals, das ausgezeichnet zu hellem Fleisch und frischem Käse passt, das Ipa Grhop, das den herzhaften Geschmack von Grillfleisch und gereiftem Käse unterstreicht, das Ampome, das perfekt mit Sushi harmonisiert, und das Sweet Dream, das Schokoladendesserts liebt. Und es gibt noch fünf weitere Sorten zu entdecken!

#8

Ohilalà – Hey, was geht ab im Val di Fassa!

Nachdem Daniel jahrelang in ganz Europa auf Reisen war und verschiedene Erfahrungen gesammelt hatte, kehrte er 2020 in seine Heimat zurück, um das Erlernte anzuwenden. So begann er, seine Biere zu brauen, und brachte damit die ersten rein ladinischen Bierkreationen hervor. Seine Brauerei heißt Rampeèr, was in ladinischer Sprache „Klettern, Aufsteigen“ bedeutet, und ist umweltverträglich konzipiert, denn sie wird vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben. Nachhaltig auch die verwendeten Zutaten, wie Hopfen und Honig aus dem Val di Fassa. Die Liebe für die Umwelt und seine Heimat ist überall erkennbar, im Bierglas wie im Namen seiner Kreationen: wie wär’s mit dem anmutig leichten Tin Tan Ton, benannt nach dem Klang der Kuhglocken auf den Weiden, dem klassisch-aromatischen Arlárk - ohilalà -, das nach Zitrus- und Harzaromen schmeckt, oder dem Cef ta la nigoles, „Kopf in den Wolken“, mit seinen Anklängen an reife Früchte. Charakter(starke) Varianten sind Saisonbiere, bei denen Zimt oder Rhabarber den Ton angeben.

#9

Im Palais der Baronin

In Monclassico, im Val di Sole, wurde ein Handwerksbetrieb, der gleichzeitig eine Kleinbrauerei ist, tatsächlich nach einem Wüstenbussard aus Federn, Fleisch und Blut benannt. Und zwar nach einer Bussarddame namens Baronessa. Seit acht Jahren hat dieses Prachtexemplar von Greifvogel, ein „Wolf des Himmels“, wie er aufgrund seines Sozialverhaltens auch genannt wird, Ilaria und Antonio Valorz bei sich im Nido delle Aquile, dem „Adlerhorst“, aufgenommen (oder umgekehrt?), und hat unter anderem eine Vorliebe für Bier entwickelt. Aber nicht für irgendein Bier, sondern für ein königliches Bier, das nach einem gemächlichen Brauprozess ausschließlich von Hand abgefüllt wird. Das Lager Premium von Antonio und Ilaria hat einen frischen, leicht fruchtigen Geschmack und wird, genau wie ein echter Bergsekt, der Rémuage unterzogen, d.h. bei einer Flaschengärung sorgfältig gerüttelt.

#10

Was wäre, wenn es aus Apfel gemacht wäre? PomBier!

Lucia Maria Melchiori hatte die Idee! Im Val di Non ist Lucia Maria ein Garant für Qualität bei der Verarbeitung von Äpfeln. Nach Säften, Spremute, Essig und Apfelwein heißt ihre neueste Kreation PomBier. Ein ungefiltertes Bier, das aus dem bereits seit 2013 von ihr handwerklich hergestelltem Bier und ihrem Trentiner Apfelsaft besteht. Ein perfektes Radler, das Sie zu jeder Tageszeit belebt und wunderbar zu einer guten Platte mit Wurst und jungem Käse passt.

#11

Ein bodenständiges Lager aus den Brenta-Dolomiten

Die Brauerei Birrificio Val Rendena in Pinzolo hat es verstanden, die Kenntnisse und Ressourcen seines Heimattals zu nutzen, um den typisch deutschen Bier-Klassiker auf eigene Art aufzufrischen. Reines Quellwasser aus dem Adamello-Gletscher im hiesigen Naturpark, Malz aus einer historischen Produktion in Nordbayern, Hopfen von einer Genossenschaft aus der Hallertau, Urheimat und weltweit größtes Anbaugebiet von Hopfen, sind edle Zutaten für ein traditionelles Bergbier, das nach der Region schmeckt, in der es gebraut wird. Wer es nicht glaubt, sollte das Lager probieren, das keine Fehler verzeiht, oder das Bira de l'Ors, dessen Rezeptur so alt ist wie sein Name. Dann wird man zugeben müssen, dass darin alles zu schmecken ist: die Leichtigkeit der kristallklaren Bergluft, die Frische des Gletschers und die Offenheit und Ehrlichkeit, mit der die Einheimischen dir in die Augen schauen und die Hand schütteln.

#12

Handwerklich gemacht natürlich ...

Wenn Sie ständig um die Welt reisen und nach dem perfekten Bier für sich suchen, es aber nicht finden können, was tun Sie dann? Vielleicht eröffnen Sie Ihre eigene Brauerei! So kam Marco in San Michele all'Adige in Piana Rotaliana die Idee zur Birra del Bosco: Braue Bier, das ich nicht finden kann! Begonnen hat es fast spielerisch wie ein Eigenbräu, das man im Rucksack dabei hat, wenn man mit Freunden unterwegs ist. Heute gibt es 18 Sorten aus der fachmännischen Hand des Braumeisters Mauro, der aufgrund seines jungen Alters auch Bocia genannt wird, obwohl er der Chef ist.

Veröffentlicht am 26/10/2023