MIT DEM RAD DURCH DIE WEINGÜTER DER ROTALIANA-EBENE

Um einem Wein ranken sich faszinierende Geschichten, die häufig die Jahrhunderte überdauert haben, um dann einer neuen Generation von Winzern überliefert zu werden, die weitere Geschichten schreiben werden. Das geschieht insbesondere in einem der ältesten Erzeugungsgebiete des Alpenraums, der Rotaliana-Ebene (im Norden von Trento), dem „schönsten Weingarten Europas“, über den Goethe in seiner „Italienischen Reise“ voller Bewunderung berichtet. Schwemmlandböden, die von der Etsch und ihren Zuflüssen gespeist werden, und eine natürliche Gebirgsbarriere, die die kälteren Luftströmungen fern hält, haben ideale Bedingungen für den Anbau einer autochthonen Rebe geschaffen, aus der ein Rotwein mit starker Persönlichkeit und unverwechselbarem Charakter entsteht, der Teroldego Rotaliano D.O.C. Vollmundig, großzügig und elegant, tief mit der Region verbunden (erste im Trentino anerkannte D.O.C.) und daher einzigartig. Am Habsburger Hof wurde er „Tiroler Gold“ genannt, aber die Ursprünge des Namens verlieren sich über die Jahrhunderte, bevor sie auf den Seiten der „Historie“ des Konzils von Trient wieder auftauchen und dort als „li vini teroldeghi“ genannt werden. Auch seine rubinrote Farbe ist mit einer Legende verbunden: Sie erzählt von einem Drachen, der die Bevölkerung terrorisierte; als dieser mithilfe einer List durch den Grafen von Firmian getötet wurde, entsprangen aus den auf den Boden gefallenen Tropfen seines Blutes die Teroldego-Reben. Von diesen Geschichten kann man heute auf einem neuen Radreiseweg erfahren, der die eindrucksvollsten Orte der Talgemeinschaft Rotaliana-Königsberg berührt und durch Weinberge und auf Hügel mit Panoramablick führt, Flüsse überquert und Weiler, Kellereien, historische Gehöfte („Masi“) und Agriturismo-Betriebe erreicht, wo die Genüsse der Önogastronomie des Trentino entdeckt werden können.

Der Giro del Vino 50 führt etwa 50 km durch die Rotaliana-Ebene und zu allen 6 Weilern des Gebietes, und teilweise darüber hinaus im Norden in Richtung Salurn (Südtirol) und im Osten in Richtung Giovo (Valle di Cembra). Die Strecke besteht aus zwei Rundkursen: Der nördliche ist ganz eben, der südliche weist Anstiege und größere Höhenunterschiede auf, bietet aber mehr Aussichten, da er durch den hügeligen Bereich führt. Diese Tour führt durch besonders schöne Landschaften mit Weinbergen und kommt an zahlreichen Weinbaubetrieben und architektonischen Kleinoden vorbei, die eins nach dem anderen zu entdecken sind, begleitet von der ruhig dahin fließenden Etsch. Natürlich bietet sich reichlich Gelegenheit, in den über 50 Kellereien an der Strecke Halt zu machen. In den kleinen Familienbetrieben und den Genossenschaftskellereien kann eine Führung mit Verkostung gebucht werden.

Um die Tour bestmöglich zu genießen, sollte gegen den Uhrzeigersinn gefahren werden. Auch die Ausschilderung wurde dementsprechend angelegt und liefert nicht nur Informationen zu den Standorten aller Betriebe des Gebiets, sondern auch zur Beschaffenheit der Böden und zu den exzellenten Weinen, die in einem bestimmten Gebiet erzeugt werden: Teroldego, Nosiola, Müller Thurgau, TrentoDoc.

Da es sich um einen Rundkurs handelt, kann die Fahrt an jeder Stelle begonnen werden. Technisch ist die Strecke wenig anspruchsvoll, auch wenn sie an einigen Stellen steil und eng ist. Als Räder empfohlen werden für diese Tour Gravel- und Trekking-Bikes oder ein E-Bike in MTB- oder Tourenausführung.

Diese Strecke ist direkt vom Etschtal-Radweg, aber auch mit der Bahn zugänglich: Der Bahnhof von Trento ist nur wenige Kilometer entfernt und die Regionalzüge halten sowohl in Mezzocorona als auch in Lavis, während alle Orte des Gebiets mit der Lokalbahn Trento-Malè verbunden sind, in der nach Vereinbarung die Fahrradmitnahme möglich ist.

Informationen: https://girodelvino50.it/

WEITERE ANGEBOTE
Wine-Trekking in den Weinbergen des Vallagarina
Die „heroischen“ Weinberge, die sich bis auf über 700 Meter Höhe erstrecken und Gewähr für eine hochwertige Produktion sind, haben die renommierte New-Yorker Zeitschrift Wine Enthusiast überzeugt, das Trentino als „Wine Region of the Year 2020“ zu nominieren. Das Gebiet wird international aber auch wegen der Qualität der Outdoor-Angebote im Kontakt mit der Natur geschätzt. Daher macht die Verbindung beider Leidenschaften das Erlebnis unvergesslich, wenn auf die Wanderung das Vergnügen des Besuchs in einem Weinkeller folgt, um ein Glas Wein in Gesellschaft des Winzers zu trinken, der ihn erzeugt hat.

Das Vallagarina ist das größte Weinanbaugebiet im Trentino. Zwischen barocken Orten, Maisfeldern, Hügeln und Terrassierungen stellt es eine echte Schatzkiste autochthoner Reben und edler Weine dar: Trentodoc und exzellente autochthone Rotweine wie Marzemino, Enantio und Foja Tonda. Ein wahrer Genuss ist das Trekking zum Borgo dei Posseri in der Gemeinde Ala, auf 625 Meter Höhe. Diesen Weg sollten Sie für sich allein und möglichst in gemächlichem Tempo zurücklegen. Los geht es von der Kellerei ausgerüstet mit einer Karte und einem Korb mit lokalen Erzeugnissen zur Stärkung für die Pausen entlang der Strecke: Die Karte weist den Weg durch einen Erlebnispfad für alle Sinne, mit Inseln für Pausen in der Nähe der Rebstöcke und zum Verkosten des Weins, der genau aus dieser einen Rebenreihe stammt. https://borgodeiposseri.com/enotour/

Im Valle di Cembra zwischen Trockenmauern und heroischen Winzern

Im Trentino gibt es die höchstgelegenen Weinberge Europas zu bewundern und die meisten davon befinden sich im Valle di Cembra. Hier oben entsteht der Müller Thurgau, der „montanaro“ (Bergbewohner) unter den Rebsorten des Trentino, König der Aperitifs und der leichten Sommerküche. Und in diesem Tal stehen Ihnen die Bergkellereien offen, um deren Weine zu kosten, die aufgrund des frischen Klimas, das ihr Bouquet verfeinert, besonders stark duften. Ein Tag in den Kellereien des Tals (den caneve) ist, als ob Sie in die Geschichte der alpenländischen bäuerlichen Architektur eintauchen würden: Die jahrhundertealten Terrassierungen der Weinberge mit Gefällen von über 40% werden von über 700 km Trockenmauern gestützt.

Die caneve der Winzer sind häufig in den Gewölben der Häuser in den Dörfern untergebracht: Hier tauchen Sie ein in echtes und arbeitsames Leben, ein seltenes Beispiel gemeinsamer Leidenschaft, die seit mehreren Generationen weitergegeben wird.

Um sie zu entdecken, können Sie in der Gemeinde Verla di Giovo beginnen und Villa Corniole der Familie Nardin besuchen, einem Betrieb unter weiblicher Führung, der hervorragende, weltbekannte Weine anbietet, die im schönen und gut ausgestatteten Weinkeller genossen werden können, wobei verschiedene Geschmackserlebnisse zur Wahl stehen. www.villacorniole.com

Weiter führt die Route in Richtung Cembra, das Herz des Tals. Hier mangelt es nicht an Gelegenheiten für Besuche in einigen der ausgezeichnetsten Kellereien des Trentino: Cembra Vini di Montagna ist die am höchsten gelegene Genossenschaftskellerei des Trentino, ein Beispiel für Exzellenz in der Erzeugung, aber auch bei der Bewirtung und der Organisation des Besuchsdienstes. www.cembracantinadimontagna.it

Im historischen Ortsteil Carraia kann der Betrieb von Nicolodi Alfio besucht werden, eines passionierten Winzers, der sich neben dem Müller Thurgau auch besonders stark dafür einsetzt, historische und vergessene Rebsorten des Tals, wie Lagarino, neu zu entdecken.

www.cembranidoc.it/it/consorziati/alfio-nicolodi

Von den Hügeln am Avisio zum Valle dei Laghi, um eine „weibliche“ Traubensorte zu entdecken

Der Trentodoc, der Teroldego, der Chardonnay, der Müller Thurgau. Vielleicht achtet man nicht darauf, aber normalerweise sind die Namen der Weine männlichen Geschlechts. Das Trentino macht eine Ausnahme, denn hier gibt es eine weibliche Traube, die in der Lage ist, zahlreiche Kenner zu erobern: die schmeichelnde Nosiola!

Die seit langer Zeit im Val d’Adige, im Val di Cembra, im Vallagarina und im Valle dei Laghi angebaute Traube Nosiola wird bereits 1800 in den Geschichtsarchiven erwähnt und gilt heute als wichtigste autochthone weiße Rebsorte des Trentino. Nicht zu verkennen ist die klangliche Ähnlichkeit von Nosiola mit dem Wort „nocciola“ (Haselnuss). Und genauso ist es: Ihr Duft und ihr leichter Mandelgeschmack haben ihr diesen Namen eingebracht.

Sinnlich und weicher im Duft ist die Nosiola des Valle dei Laghi, die von der Sonne gewärmt gedeiht und von der frischen Brise der „Ora del Garda“ profitiert, des Windes, der hier vom Nachmittag bis zum Abend aufkommt. Das Klima der Gegend und die Nähe wunderschöner Seen bieten die idealen Bedingungen, um die Trauben in den Lagern der Kellereien eintrocknen zu lassen, so dass daraus Vino Santo Trentino entstehen kann, einer der begehrtesten Süßweine Italiens. Sein Name leitet sich aus der Tradition ab, die lange getrockneten Trauben in der „Settimana Santa“, der Karwoche, auszupressen. Der Frühling ist die beste Zeit, um sich von der Landschaft im Valle dei Laghi verblüffen zu lassen. Nur wenige Kilometer von der Stadt Trento in südwestlicher Richtung gelangt man in das stille und pittoreske Tal von Cavedine. In der kleinen Gemeinde Lasino wird die Kellerei Pravis von Giulia und Erika Pedrini besucht: Ein herrlicher Keller aus Naturstein zwischen den „Fratte“, den typischen, mit Steinmauern terrassierten Weinbergen, in denen die Nosiola-Reben wachsen. www.pravis.it

Weiter talwärts trifft man auf einen der romantischsten Winkel des Trentino, den See von Toblino. Hier empfiehlt sich ein Stopp in der Kellerei Cantina di Toblino, einem regen Genossenschaftsbetrieb, der einen guten Teil der Nosiola-Trauben der Talebene aufnimmt. Und die zugehörige Hosteria Toblino ist ein Paradies für Gourmets. www.toblino.it