Eine Ausstellung über den Maler der Wahrheit
Die von Maria Silvia Proni und Denis Ton kuratierte Ausstellung rückt Francesco Cippers Fähigkeit, die Realität seiner Zeit darzustellen, in den Vordergrund. Seine realitätsnahe Herangehensweise ist fast die eines „Dokumentalisten“.
Der Künstler schafft keine Porträts von Aristokraten oder hohen Prälaten, und stellt keine sakralen Figuren dar, sondern erzählt das Leben der untersten Gesellschaftsschicht, den einfachen Menschen, die im frühen 18. Jh. auf den Straßen und in den Tavernen der Lombardei anzutreffen waren – die so genannten „Pitocchi“. Aus seinen Bildern spricht jedoch kein Bedauern oder Mitleid, sondern man hat den Eindruck, dass der Maler mit ihnen am Tisch sitzt und die Betrachtenden einlädt, ihnen Gesellschaft zu leisten.
Diese Wirkung wird noch verstärkt, da sich die von Todeschini dargestellten Personen dem Betrachter mit einem heiteren, leicht spöttischen Ausdruck zuwenden, so dass man tatsächlich das Gefühl bekommt, Teil des Bildes zu werden.
Das Gemälde Pranzo con flautista (Mittagessen mit Flötist) (um 1720) z.B. zeigt eine in Lumpen gekleidete kleine Bettlerin, die nicht auf den Tisch schaut, sondern einen Blickwechsel eingeht mit dem Betrachter, der Jahrhunderte später sein Gesicht betrachtet.
BILD UNTEN: Giacomo Francesco Cipper, Pranzo con flautista, Galerie Canesso, Milano