Eine Herausforderung aus vergangenen Zeiten

Die Überquerung der Brenta-Gruppe erzählt in 60 Stunden von den größten Abenteuern auf diesen sagenhaften Gipfeln

Wenn man davon ausgeht, dass man 10 Stunden am Tag für sechs Tage in der Brenta unterwegs ist, dann sind das 60 Stunden, in denen man intensiv den Berg erleben kann. Die Via delle Normali ist eine Rundtour durch Brenta-Dolomiten. Sie überwindet 2900 m, wobei manche Abschnitte im III. Grad geklettert werden müssen. Es gibt keinen besseren Weg, in die Geschichte des Alpinismus einzutauchen.

Die gesamte Überquerung dauert sechs oder sieben Tage - besser ist es, wenn Sie 2 Nächte in Campiglio oder Pinzolo verbringen.

Tipp: Wer nicht so viel Zeit hat, kann die Tour auch verkürzen, und nur einen Teil davon machen.

Dolomiti di Brenta - Rifugio XII Apostoli | © Pio Geminiani

Der Start von der XII Apostoli-Hütte

Die Überquerung der 10 schönsten Brenta-Gipfel beginnt entweder an der XII Apostoli-Hütte oder an der S.Agostini-Hütte im Val D'Ambiez, wo Sie je zwei Mal schlafen werden.

Von der S.Agostini-Hütte kann man am nächsten Tag über den Normalweg an der Südseite zur Cima D'Ambiez (3012m) aufsteigen und über die Nordseite absteigen, wobei man wieder in der gleichen Hütte übernachtet. Die Brenta präsentiert sich wild und ungestüm, mit ihren Rinnen, Türmen und Zinnen.

 

Dolomiti di Brenta - Cima Tosa avvolta nelle nuvole | © Pio Geminiani

 

Besteigung der Cima Tosa

Am zweiten Tag erfolgt der Aufstieg zur Cima Tosa auf dem Migotti-Weg von Süden her. Allerdings muss man zum Warmlaufen die Bocca di Ambiez erklimmen, über die Sie am Vortag abgestiegen sind. Dieser Gipfel ist der zweithöchste Gipfel des Brenta-Massivs und bietet ein grossartiges Panorama über die ganze Region.

Am selben Tag müssen Sie auch den Crozzon di Brenta auf einer Gratwanderung mit ständigem Auf und Ab überqueren, die manchmal verschneite Abschnitte aufweist. Wenn Sie sich müde fühlen, können Sie im Bivacco Castiglioni in der Nähe des Gipfels auf 3125 m übernachten. Ansonsten wandern Sie zur Cima Tosa zurück und steigen über den Normalweg Ost-Süd-Ost zur Tosa-Pedrotti-Hütte ab.

 

Madonna di Campiglio, Pinzolo e Val Rendena - Dolomiti di Brenta | © Daniele Lira

Der Campanile Alto und der Torre di Brenta

Etappe Nummer drei ist dem Campanile Alto und dem Torre di Brenta gewidmet. Der Campanile wird über die Via del Caminone auf- und abgestiegen. Auf dem Rückweg zur Bocchetta Bassa degli Sfulmini muss man die Bocchetta Alta entlang der Südostwand ansteuern. Über Felsvorsprünge und Anstiege erreichen Sie nun den Gipfel des Torre di Brenta auf 3014 m.

Der anschließende Abstieg erfolgt entlang der Nord-Ost-Wand, wobei man zunächst der Aufstiegsroute folgt, um dann zur Vedretta degli Sfulmini und von dort weiter zur Alimonta-Hütte zu gelangen.

Campiglio - Dolomiti di Brenta - Arrampicata sul sentiero delle Bocchette Alte | © Pio Geminiani

Cima Brenta

Die Cima Brenta ist der höchste Gipfel der Gruppe. Sie hat eine Höhe von 3151 m und befindet sich in einer der rauesten Landschaften der Brenta. Grund genug, um sie zu einem der attraktivsten Ziele für Alpinisten zu machen. Der Normalweg verläuft südlich der Hütte in Richtung Brentei-Hütte und ist eine der logischsten Routen, die Sie begehen werden. Sie gehört zu den Pflichtrouten in der Brenta, ist nie schwierig und führt über guten Fels.

Der Abstieg erfolgt über die normale Nordroute bis zur Bocchette Alte, weiter entlang der Garbari-Band und schließlich zur Tuckett-Hütte .

Madonna di Campiglio - Dolomiti di Brenta - Rifugio Tuckett Quintino Sella | © Alberto Bernasconi

 Cima Grosté

Von der Tuckett-Hütte geht es über den Benini-Pfad zum Vallesinella-Pass. Sobald Sie den Campanile Vallesinella umrundet haben, stoßen Sie auf den Normalweg in Süd-Süd-Ost-Richtung, dem Sie sowohl bergauf als auch bergab folgen müssen. Wenn Sie an den Ausgangspunkt zurückgekehrt sind, müssen Sie auf dem Benini-Weg weiter nach Norden gehen, bis Sie den Ausgangspunkt der Route zur Cima Grosté erreichen, dem nördlichsten Punkt der mittleren Brenta-Gruppe.

Der Aufstieg auf die Cima Grosté erfolgt über einige Rinnen, der Abstieg dagegen über den Ostgrat und dann weiter über ausgesetzte Felsvorsprünge, bis Sie wieder den Benini-Weg und dann die Stoppani-Hütte erreichen.

Madonna di Campiglio - Pian del Graffer - Rifugio Graffer al Grostè | © Pio Geminiani

Vom Dolomit zum Kalkstein

Die Giorgio Graffer al Grosté Hütte, die letzte Etappe der Rundtour, befindet sich direkt unterhalb des gleichnamigen Passes.

Der sechste Tag bringt Sie in eine ganz andere Landschaft. Das Gestein, das vorher hauptsächlich Dolomit war, wird hier zu Kalkstein. Die Schwierigkeiten werden auch geringer, aber Sie müssen immer aufmerksam bleiben.

Von der Hütte aus gehen Sie das erste Stück entlang des Klettersteigs Vidi, bis Sie einen großen Steinhaufen erreichen. Der Weg zum Gipfel führt entlang der Südostwand, über grasbewachsene Rinnen und brüchigen Fels. Durch ein Felsloch können Sie leicht die Seite wechseln und dann zum Gipfel aufsteigen. Vom Gipfel aus haben Sie einen herrlichen Blick auf den Lago di Tovel.

Campiglio - Panorama del Brenta | © Pio Geminiani

Cima Vagliana

Vom Gipfel aus geht es nun weiter entlang des Nordwestgrats. Dieser Abschnitt führt über Felsvorsprünge und Traversen durch eine wilde und wenig besuchte Gegend.

Über einen leichten Grat erreicht man die Cima Vagliana, den letzten Gipfel der langen Vie Normali. Wenn Sie von hier aus nach Süden schauen, sehen Sie, was Sie in den vergangenen Tagen alles geleistet haben.

Vom Gipfel aus können Sie alle Brenta-Gipfel sehen. Der Abstieg erfolgt nun über grasbewachsene und felsige Abschnitte, bis man auf den Costanzi-Weg trifft und dann noch mal zur Graffer-Hütte geht.

Die Via delle Normali

Die Via delle Normali

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Veröffentlicht am 27/11/2021